Ein sehr wichtiger Aspekt von Capoeira ist der Rhythmus, auch „Toque“ genannt…

„…Rhythmisches Trommeln erschallt durchs Capitol, dazu gesellt sich eingängiger Gesang. Fast hypnotisch wirkt die Kombination. Die Bewegungen, eine Mischung aus Tanz und Kampf, verlangen viel Körperbeherrschung. Das aus Brasilien stammende Capoeira ist mehr als ein Sport, es ist ein Lebensgefühl. Mit ihrem Auftritt bringt die Gruppe „Sul da Bahia“ des Turnvereins Offenbach das Publikum in Stimmung für die Gala…“

OP-Online vom 20. März 2017

… der mit den traditionellen Instrumenten Berimbau, Atabaque und Pandeiro erzeugt wird. Der Rhythmus und die Geschwindigkeit der Musik, bestimmt die Art des Dialoges, des Capoeira Spiels.

Viele Rhythmen werden in der Roda verwendet, die wichtigsten sind:

Angola:

Dieser Toque ist in einem Zuge mit der Stilrichtung Angola zu nennen. Er zeichnet sich durch ein langsameres Tempo und größere Musikalität aus. Es ist das älteste Capoeira Spiel. Das Spiel wirkt sehr theatralisch und spielt sich eher auf dem Boden ab. Taktische Finesse und kurze, heftige Rhythmuswechsel mit starken Tritten sind charakteristisch. Nur bei diesem Toque wird eine Chamada als Spiel-im-Spiel-Einlage eingesetzt. Angola ist trotz seines langsamen Tempos das gefährlichste Spiel (aufgrund der raffinierten Täuschungen und schnellen Würfe). Beim Angola-Toque wird nicht geklatscht.

São Bento Grande de Angola:

Dieser kann sowohl langsam als auch schnell gespielt werden, das Spiel ist verspielt bis kämpferisch, akrobatische Einlagen sind erwünscht, aber nicht Pflicht.

Banguela:

Etwas schneller als Angola. Das Spiel ist flüssiger und erlaubt auch Akrobatik, allerdings keine Luftakrobatik. Es bleibt trotzdem ein Spiel am Boden, wenig Rasteiras und wenig direkte Tritte, die auf den Gegner abzielen.

São Bento Grande de Bimba:

Schneller, kraftvoller Toque. Das Spiel ist schnell und athletisch. Alle Arten von Tritten und Akrobatik sind erlaubt.

Luna:

Iuna ist eine Vogelart, und der gleichnamige Toque bezeichnet ein Spiel, an dem nur graduierte Capoeiristas teilnehmen dürfen. Es ist sehr akrobatisch, nicht kämpferisch und besitzt als Charakteristikum die so genannten „cintura desprezada“-Bewegungen – eine Innovation, die auf Mestre Bimba zurückgeht. Als weitere Variante kann der Iuna-Toque zum Gedenken an verstorbene Capoeiristas gespielt werden. Im Gegensatz zu den vorgenannten Toques wird beim Iuna nicht gesungen.

São Bento Pequeno:

Dies ist eine reduzierte Version des São Bento Grande. Das Spiel hierzu ist freundlich, ohne gerade Tritte und Rasteiras und mit einem besonderen Augenmerk auf flüssige und runde Spielweise.

Daneben gibt es noch eine Vielzahl von Toques, die aber nur zu bestimmten Anlässen gespielt werden.

Cantigas (Lieder)

Fundamental für die Capoeira sind neben den Instrumenten die Lieder.

Jeder der drei oben genannten Toques verlangt nach einem Typ von Gesang:

Ein Angolaspiel wird mit langen getragenen Liedern mit langen Strophen, die oftmals eine ganze Geschichte erzählen, begonnen.

Diese werden Ladainhas genannt.

Bei der Banguela werden auch Lieder mit langen Strophen gesungen, die aber kürzer als Ladainhas sind (sogenannte Quadras).

Beim São Bento Grande sind es kurze Stücke, bei denen sich der Vorsänger mit den Roda-Umstehenden im schnellen Tempo abwechselt (sogenannte Corridos).

Die Lieder werden auf Portugiesisch gesungen.

Die Instrumente

Das Hauptinstrument einer Capoeira Bateria ist das Berimbau. Das Berimbau wird aus dem sehr elastischen Biriba-Holz angefertigt, welches nur in Brasilien vorkommt. Es handelt sich dabei um einen Musikbogen, der aus einem Holzstab (Verga), einer Metallsaite (Arame) und einem Klangkörper (Cabaça) besteht. In der Hand hält der Musiker zusätzlich eine Caxixi (Holzrassel), ein Baqueta (Schlagstöckchen) und ein Dobrão (Münze, Stein). Trotz seiner einfachen Konstruktion ist das Berimbau schwierig zu spielen und verlangt neben gutem Rhythmusgefühl, einiges an Koordination und Fingerkraft.

Es gibt Berimbaus in den unterschiedlichsten Ausführungen, in verschiedenen Größen und Tonlagen:

Berra-Boi („Muhen des Ochsen“) ist die am tiefsten gestimmte Berimbau mit sehr langem Stab und großem Klangkörper. Sie wird eher selten gespielt.

Gunga ist eine tief gestimmte Berimbau. Traditionell wird darauf der Grundrhythmus gespielt und zu Beginn einer Roda beginnt die Gunga als erstes Instrument.

Medio ist eine mittelhoch gestimmte Berimbau. Traditionell wird darauf die Inversion des Grundrhythmus gespielt. Sie setzt in einer Roda nach der Gunga ein.

Viola ist eine hoch gestimmte Berimbau. Auf ihr werden nahezu ausschließlich Improvisationen des Grundrhythmus gespielt. Sie setzt als letzte Berimbau ein.

Violinha ist eine sehr hoch gestimmte Berimbau.

Ein Pandeiro ist ein Schellentamburin. Es wirkt unterstützend zu den Berimbaurhythmen und bereichert die Klangfarben. Gleichzeitig sorgt es für eine Betonung des Grundrhythmus. Es gehört zur Familie der Rahmentrommeln.

Die klassische Atabaque ist eine Seiltrommel tiefer Stimmung. Sie unterstützt ähnlich dem Pandeiro den Grundrhythmus und sorgt für einen starken Groove.

Ein Reco-reco ist eine Ratsche, ähnlich der Güiro. Sie sorgt in der Roda für einen leicht undefinierten Oberton und bereichert die Klangfarbe.

Das Agogô ist ein Instrument aus der Sambamusik. Es handelt sich dabei um eine doppelte Metallglocke, die mit einem Holzstab angeschlagen wird. In der Capoeira wird traditionellerweise ein Agogô verwendet, welches aus zwei Paranussschalen besteht, die auf einem Holzstab festgeschraubt sind.