Vicente Ferreira Pastinha wurde am 5. April 1898 in Salvador Bahia geboren. Pastinha ist als Begründer der Capoeira de Angola bekannt, der „afrikanischen“ Stilrichtung von Capoeira, er hat maßgeblich zur Entwicklung dieser Stilrichtung beigetragen, zu einer Zeit in der Capoeira noch durch das Gesetz verboten war.

Noch heute verbreitet einer seiner Schüler, Mestre João Grande die Kenntnisse und Fähigkeiten.

Mestre Pastinha begann im Alter von 8 Jahren, von einem Afrikaner mit dem Namen Benedito Capoeira zu lernen.

Hierzu gibt es eine kleine Geschichte:

„…Ein älterer und stärkerer Junge aus Pastinhas Nachbarschaft hatte ihn häufig verprügelt. Eines Tages sah Benedito dieses und bat Pastinha, zu seinem Haus zu kommen, wo er ihm einige Dinge beibringen werde. Er schärfte ihm ein, seinen Gegner nicht zu provozieren, sondern seine Kampfkenntnisse so gut als möglich zu verbergen. Beim nächsten Zusammentreffen mit dem Jungen soll Pastinha ihn so schnell besiegt haben, dass der ältere Junge zu seinem Bewunderer wurde.“

Nach einem Besuch der Seemanns-Akademie, wo er das Trainieren nicht mehr so einfach war aufgrund des Verbots von Capoeira, machte er sein Hobby aus der Kindheit und Jugend zum Beruf, und wurde Maler. In seiner Freizeit hat er im Geheimen weiterhin Capoeira trainiert, da es zu dieser Zeit in Brasilien immer noch illegal war.

Im Jahre 1941, folgte er einer Einladung von Aberrê, seinem früheren Schüler und nahm an einer sonntäglichen Roda beim Ladeira do Gengibirra im Stadtteil Liberdade teil. Hier waren immer auch die besten Meister anzutreffen. Aberrê war schon lange berühmt in diesen Rodas, nachdem Pastinha einen Nachmittag lang dort verbracht hatte, fragte ihn einer der Meister von Bahia, Mestre Amorzinho, ob er nicht Capoeira Angola unterrichten wolle. Das Resultat aus diesem Sonntag, Pastinha gründete 1942 die erste Capoeira-Angola Schule, das Centro Esportivo de Capoeira Angola im Stadtteil Pelourinho.

Seine Schüler trugen schwarze Hosen und gelbe T-Shirts, die gleichen Farben die der Ypiranga Futebol Clube benutzte, Pastinha´s Lieblings-Fußballclub.

Er nahm mit den brasilianischen Vertretern am „First International Festival de Artes Negras“ in Dakar (Senegal), teil.

An diesem Festival waren auch Mestre João Grande, Mestre Gato Preto, Mestre Gildo Alfinete, Mestre Roberto Satanás und Camafeu de Oxossi dabei.

Pastinha arbeitete nebenher in den unter-schiedlichsten Berufen,

so zB. als Schuhputzer, Schneider, Goldschürfer, Türsteher (leão de chácara) eines Casinos und Bauarbeiter am Porto de Salvador, um sein finanzielles Auskommen zu sichern.

 

So konnte er das sein,

was er am meisten wollte:

ein Angoleiro.

Pastinha, wurde alt, krank und nachdem er fast komplett erblindet war, wurde er von der Verwaltung gebeten, sein Haus für Renovierungsarbeiten zu verlassen. Aber es wurde ihm nie wieder zur Verfügung gestellt – stattdessen wurde ein Restaurant und Geschäft darin untergebracht.

Pastinha starb als gebrochener Mann in Bitterkeit über seine Behandlung. Am Ende wurde Pastinha in einem Obdachlosenheim einquartiert (Abrigo D. Pedro II, Salvador da Bahia). Am 12. April 1981 trat er zum letzten Mal in der Roda an.

Mestre Pastinha verstarb einsam im Alter von 92 Jahren am 13. November 1981.

Einer seiner besten Schüler ist noch übrig, Mestre João Grande welcher in New York sein Erbe weitergibt. Als letzter seiner Schüler verstarb, Mestre João Pequeno am 9. Dezember 2011 in Bahia.

Dr. C. Daniel Dawson hat später in seinem Buch Capoeira Angola und Mestre João Grande geschrieben:

„Pastinha war ein brillanter Capoeirista, dessen Spiel durch seine Agilität, Schnelligkeit und Intelligenz charakterisiert werden kann…“

Pastinha wollte dass seine Schüler die Anwendung, Philosophie und Tradition der reinen Capoeira Angola verstehen.

Pastinha sagte:

„Ich praktiziere die wahre Capoeira Angola und in meiner Schule lernen die Schüler, aufrichtig und gerecht zu sein. Das ist das Gesetz der Angola. Ich habe es von meinem Großvater gelernt. Es ist das Gesetz der Loyalität. Die Capoeira Angola, die ich gelernt habe – ich habe sie in meiner Schule nicht verändert… Wenn meine Schüler etwas angehen, dann gehen sie es so an, dass sie alles darüber wissen wollen. Sie wissen es; dies ist Kampf, dies ist List. Wir müssen ruhig bleiben. Es ist kein offensiver Kampf. Capoeira wartet (…) Der gute Capoeirista muss singen können, Capoeira spielen können und die Instrumente der Capoeira spielen können.“